Kaliningrad

Gymnasium Nr. 1 in Kaliningrad

Der Ursprung der Verbindung

Mai 1945: Der Zweite Weltkrieg ist beendet. Die Landkarte Europas wird neu gestaltet: das ehemalige Deutsche Reich existiert nicht mehr; in der Nachfolge entwickeln sich zwei deutsche Staaten. Die Gebiete östlich von Oder und Neiße und der südliche Teil Ostpreußens werden Polen zugeschlagen. Das nördliche Ostpreußen mit seinem Zentrum Königsberg fällt an Russland. Königsberg wird 1946 in Kaliningrad umbenannt.

1955 übernimmt die Stadt Duisburg offiziell die Patenschaft über die „Stadtgemeinschaft Königsberg“. In diesem Zusammenhang erhält das MERCATOR-GYMNASIUM der Stadt Duisburg die Patenschaft über das ehemalige Burg-Gymnasium der Stadt Königsberg. Die Urkunde wird am 27. September 1958, anlässlich des 300-jährigen Bestehens dieser Schule, unterzeichnet.

Über 30 Jahre verlief diese Verbindung mit den ehemaligen Burg-Schülern eher gleichförmig, ohne Höhen und Tiefen – man traf sich dann und wann, etwa zur jährlichen Abiturfeier im Burg-Schulzimmer des MERCATOR- GYMNASIUMS. 2002 hat sich der Burgschul-Verein aus Altersgründen aufgelöst, das alte Burg-Schulzimmer wurde zum Selbstlernzentrum umgebaut.UrkundeKaliningrad

Die Patenschaft wird lebendig.

Mit dem Zerfall der Sowjetunion 1990 änderte sich auch diese Situation plötzlich und grundlegend: Eine Kontaktaufnahme zwischen den beiden heutigen Schulen, dem Gymnasium Nr. 1 in Kaliningrad und dem MERCATOR-GYMNASIUM in Duisburg wurde möglich und auch kurzfristig realisiert. Im November 1991 begrüßten wir zum ersten Mal eine Gruppe russischer Schülerinnen und Schüler und ihre Begleiterinnen in Duisburg.

Bereits im März 1992 kam es zu einer zweiten Begegnung in Duisburg. Im Juni 1992 reiste eine erste Gruppe aus Duisburg (Schüler/-innen, Eltern, Lehrer) nach Kaliningrad. Inzwischen haben mehr 22 Begegnungen mit insgesamt über 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stattgefunden. Dieser regelmäßige Austausch ist inzwischen ein fester Bestandteil des Schullebens am MERCATOR-GYMNASIUM und manch eine(r) ist schon mehr als einmal da gewesen.

 

Die Stadt Kaliningrad und das Gymnasium Nr. 1

Kaliningrad ist eine große Stadt mit etwa einer halben Million Einwohner; das entspricht in etwa der Bevölkerungszahl Duisburgs. Der Hafen Kaliningrad ist einer der größten der früheren Sowjetunion. Es gibt eine Universität, mehr als ein Dutzend Hochschulen und Institute; Kaliningrad hat Theater, Stadien, Museen, mehrere Bahnhöfe, einen Flughafen und eindrucksvolle Parkanlagen. Der Tierpark ist einer der ältesten in Europa. Man ist stolz auf die Geschichte der Stadt, vor allem natürlich auf ihren „größten Sohn“, Immanuel Kant, auf den Botanischen Garten und auf die Bernstein-Industrie, deren weltweites Zentrum hier liegt.

Kaliningrad als Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks bekommt die Krise der ehemaligen Sowjetunion besonders zu spüren. Nach Auflösung dieses Staates ist die Region Kaliningrad zu einer Exklave geworden, durch Litauen und Weißrussland von Russland getrennt. Aus dem einstigen militärischen Sperrgebiet – über 40 Jahre durfte kein Fremder diese Region betreten! – ist inzwischen eine Freihandelszone geworden: Jantarnyj (= Bernstein). Das Gymnasium Nr. 1 liegt im ehemaligen Hafenviertel der Stadt, einem Bezirk, der im Krieg wenig zerstört wurde. So ist auch das Gebäude erhalten geblieben, das unserer Schule in Duisburg erstaunlich ähnlich sieht: ein roter Ziegelbau mit weißen Fenstern.

Die Schule hat zur Zeit etwa 800 Schülerinnen und Schüler. Anders als bei uns besuchen bereits Schüler(innen) von der 1. Klasse an diese Schule. Der Fremdsprachenunterricht beginnt mit dem Eintritt in die Schule, doch die Anzahl der Unterrichtsstunden in der jeweiligen Fremdsprache reduziert sich im Laufe der Jahre von 4 auf 2 Wochenstunden, so dass es dann nicht verwunderlich ist, dass die Sprachkenntnisse im Allgemeinen in den Klassen 9 und 10 geringer sind als bei unseren Schülern.

Als zweite Fremdsprache können entweder Deutsch oder Englisch bzw. Französisch gewählt werden. Neben den bei uns üblichen Fächern wie Muttersprache, Literatur, Mathematik, Physik, Chemie und Sport liegt ein Schwerpunkt der Schule im musischen Bereich mit den Fächern Kunst, Musik und Tanz.

Nach einer Schulzeit von insgesamt 11 Jahren erreichen die Schüler(innen) nach bestandener Abschlussprüfung die allgemeine Hochschulreife.

Das Gymnasium Nr. 1 ist eine der angesehensten Schulen der Stadt und die einzige, die die Bezeichnung „Gymnasium“ führen darf.

Internationale Begegnungen sollen Verständnis für die Eigenart des Partners in der Jugend wecken und dadurch zur Verständigung der Völker beitragen. Schülerinnen und Schüler erleben das andere Land in einer Vielschichtigkeit, wie sie keinem Touristen geboten werden kann. Als Gast einer russischen Familie erfährt man mehr, als je durch Unterricht vermittelt werden kann.

 

Weiterführende Informationen

bietet die {phocadownload view=file|id=19|text=Facharbeit von Melanie Segerath|target=b} aus dem LK Geschichte 2001/2002.