Ein Rückblick auf das Schuljahr 2020/2021

Ein Rückblick auf das Schuljahr 2020/2021

 Liebe Schulgemeinde,

unsere Gedanken zu den Ferien nach einem sehr besonderen Jahr möchten wir unter das Motto „Aufbruch“ stellen – Aufbruch in die (verbesserte) Normalität.

Nach einem Jahr – eigentlich ja schon nach anderthalb Jahren -, das extern nur aus Besonderheiten, Ausnahmen, bösen Überraschungen, neuen Schwierigkeiten und ungekannten Herausforderungen bestand, sehnen wir alle uns nach Normalität, Normalität im besten Wortsinne, nämlich Vertrautheit, Sicherheit und Beständigkeit bietend. Sehnsucht nicht nach blindem Alltagstrott oder Dienst nach Vorschrift, aber nach Schule, wie wir sie kennen, können und schätzen.

Wir beide sind überzeugt davon, dass wir alle mit dem sicheren Gefühl in die Ferien gehen können, dass diese positive, diese kreative Normalität bald wieder möglich sein wird. Die Pandemielage und sogar das Schulministerium scheinen die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, vor allem aber wir als Schulgemeinde haben in den vergangenen Wochen und Monaten den Grundstein dafür gelegt:

Unseren Abiturient*innen haben ein ganz normales Abitur erworben, das in seiner Aussagekraft keinerlei Makel aufweist, Spitzenleistungen sind auch in diesem Schuljahr mit Bravour erbracht worden. Wir haben gemeinsam einen normalen, einen fröhlichen, lauten und bunten Abischerz erleben dürfen, eine normale, eine herzliche und würdevolle Feierstunde zur Zeugnisübergabe abgehalten und einen normalen, einen ausgelassenen, komplett selbst organisierten Abiball feiern konnten.

Eine beträchtliche Zahl von Schüler*innen der internationalen Klasse haben auch im Pandemiejahr den normalen Hauptschulabschluss erwerben können, nachdem sie mit den denkbar schlechtesten Startbedingungen an unsere Schule gekommen waren – eine großartige Leistung dieser jungen Menschen.

Unsere Schüler*innen der Jahrgangsstufen 9 und Q1 haben noch in den allerletzten beiden Schulwochen im Rahmen der Berufsorientierung normal Einblick in die Arbeitswelt erhalten und einschlägige Erfahrungen machen dürfen – dank erstklassiger Referent*innen u.a. aus dem Kreis der Elternschaft und unserer Ehemaligen.

Wir haben in diesen Tagen noch viele ganz normale Klassenausflüge, Exkursionen und Wandertage mit unseren Schüler*innen durchgeführt, deren Begeisterung bis zur Schulleitung durchgedrungen ist.

Wir haben vor allem schulorganisatorisch wenig Schüler*innen durch Nichtversetzung verloren; trotz stark erweiterter Nachprüfungsmöglichkeiten haben wir deutlich weniger Nachprüfungen nach den Ferien denn je. Diese nicht normale, aber zu begrüßende Tatsache haben wir möglich gemacht, indem wir angesichts einer Ausnahmesituation nicht blind Punkte und Fehler gezählt und in Noten gegossen, sondern die/den einzelne/n Schüler/in, ihre/seine Leistungen, Ressourcen, Lernbedingungen und ggfs. Hinderungsfaktoren individuell in den Blick und genommen und berücksichtigt haben. Dieses Augenmaß zeichnet uns aus. Voraussetzung dafür war auch die Bewältigung eines enormen Korrekturaufwandes bis zum letzten Tag vor Notenschluss. Gerade auch die zahlreichen, eine schriftliche Leistung ersetzenden mündlichen Prüfungen in den modernen Fremdsprachen sind hier hervorzuheben, die von den Kolleg*innen unter erheblichem Zusatzengagement kurzfristig, selbstständig und nahezu ohne jeden zusätzlichen Vertretungsaufwand organisiert und durchgeführt worden sind.

Wir bieten zuletzt den jüngeren Schüler*innen in unserer Mercator-Sommerschule die Möglichkeit, niedrigschwellig und in normaler Schulatmosphäre Leistungsdefizite aufzuarbeiten und entgangenes soziales Miteinander nachzuholen – unseren engagierten Referendarinnen und dem Team der Übermittagsbetreuung der Kurbel e.V. sein Dank!

Wie viele und welche Schüler*innen wir allerdings tatsächlich verloren haben, nämlich nicht im schulrechtlichen Sinne, sondern im pädagogischen, unterrichtlichen Sinne, wie viele Schüler*innen stofflich-fachlich, sozial, menschlich den Halt verloren haben, nicht mehr „mitkommen“ – das werden wir frühestens im Laufe des nächsten Schuljahres und vielleicht manchmal auch nur an kleinen Signalen, winzigen Alarmzeichen feststellen können. Wir Lehrkräfte werden Augenmerk darauf haben und mit Augenmaß darauf reagieren.

Die genannte, im neuen Jahr dann zunehmend wieder eintretende Normalität wird uns dabei hilfreich sein. Allerdings wird dies eine verbesserte Normalität sein. Wir gehen gefestigt aus dem vergangenen Krisenjahr hervor und wir gehen bereichert daraus hervor: Zum einen wissen wir alle – davon sind wir beide zutiefst überzeugt – die Normalität des Unterrichts wieder viel mehr zu schätzen: Nicht nur, aber gerade den  Schülerinnen und Schülern ist der Wert des gemeinsamen Unterrichts in Präsenz, des Lernens im direkten Kontakt mit der Lehrkraft und miteinander nach den langen Monaten des Distanzunterrichts wieder viel deutlicher bewusst geworden. Wir sind wirklich froh, wieder in die Schule kommen zu können. Neue Freundschaften entstehen, man hat gemerkt, dass man einander gefehlt hat.

Aber dieser normale Unterricht ist durchaus ein anderer geworden: Von den Umständen ermöglicht bzw. gezwungen haben wir Lehrkräfte unser methodisches Repertoire in Rekordzeit in Rekordumfang erweitern müssen und auch die nötigen Sachmittel dafür bekommen: Wir sind – individuell verschieden ausgeprägt – zu Expert*innen der Digitalisierung geworden. Diese ersetzt den normalen Unterricht in keiner Weise, bereichert und ergänzt ihn jedoch in ganz vieler Hinsicht. Wir besitzen weiter unsere Kompetenzen zur Förderung der Schüler*innen und haben viele Skills und Tools dazugewonnen, die die gute Normalität besser machen.

Wir sind fest davon überzeugt, dass wir am Mercator-Gymnasium mit diesem wieder neu wahrgenommenen Wert von Unterricht und mit dem Innovationsschub aus dem Distanz- und Wechselunterricht es schaffen werden, über die Zeit die gravierenden Defizite auszugleichen, die sich durch die Pandemie entwickelt haben. Und den wichtigsten Schritt dazu werden wir gemeinsam im nächsten, einem hoffentlich möglichst normalen Schuljahr tun.

Verstärkt werden wir dazu durch den  jetzt auch stellentechnisch festgeschriebenen Zuwachs in der erweiterten Schulleitung, durch drei junge, neue Kolleg*innen, die uns bestimmt auch durch ihre Erfahrungen an anderen Schulformen bereichern werden, durch eine Schulsozialarbeit, die durch mehr Normalität mehr Möglichkeit zu kontinuierlicher Arbeit, ohne ständig irgendwo ad hoc Löcher stopfen zu müssen, erhält und hoffentlich durch die Rückkehr unseres Hausmeisters nach über acht Monaten verletzungsbedingter Auszeit. Den beiden scheidenden Mercatorianern, Herrn Kaminski und Herrn Becking, die an anderer beruflicher Stelle weiter wirken, danken wir sehr herzlich für die tolle, engagierte Zusammenarbeit in den letzten beiden Schuljahren.

Wir freuen uns sehr auf dieses neue, normale Schuljahr miteinander und sind sehr, sehr gespannt. Vorher aber lassen Sie uns alle möglichst normale Ferien machen, sonnige, faule, bildungsreiche oder bildungsarme, sportliche, genüssliche, auf  jeden Fall erholsame – ohne die Schule ganz zu vergessen.

Dazu wünschen wir euch und Ihnen alles Gute und bedanken uns herzlich für das vergangene, so seltsame Jahr!

Herzlichst

Wibke Harnischmacher & Raimund Hermes