Die Realität ist noch härter

Am Donnerstag, den 27.02.2014 tritt das Berliner Tournee-Theater Radiks mit seinem Stück „Fake oder war nur Spaß“ im Mercator-Gymnasium in Duisburg auf:

Zwei Schauspieler aus Berlin in der Aula des Mercator-Gymnasiums auf der Bühne, doch im Mittelpunkt standen die Schülerinnen und Schüler, ihr Alltag und ihr Umgang mit den neuen Medien. im Stück „Fake oder War doch nur Spaß“ wurde eine weitgehend wahre Begebenheit nacherzählt.

Es ist die Geschichte von Lea, einem 17-jährigen Mädchen. Ihre beste Freundin Nadine ist neidisch auf sie, denn Lea wurde in die Kartei einer Casting-Agentur aufgenommen, Nadine nicht. Aus einer kleinen Lüge der Freundin wird eine große Mobbing-Attacke im Internet, in sozialen Netzwerken, bald darauf auch am Telefon und schließlich in der Realität. Das Stück von Karl Koch wurde von nur zwei Personen gespielt, Johanna Pollet und Tim Engelmann. Den beiden Berlinern gelang es, die Sprache der Jugend auf der Bühne nicht altbacken wirken zu lassen, sie erreichten die Schülerinnen und Schüler mit direkten Ansprachen, unterbrachen die Aufführung und wandten sich an ihr Publikum, das wohl leicht seinen Alltag in der Geschichte wiederentdecken konnte.
„Wenn jemand gemobbt wird, dann denke ich, dass es noch schlimmer ist“, erzählte eine Schülerin während der Diskussion, die sich an die Vorführung anschloss. Dass ein Mädchen terrorisiert wird, sich ein ganzer Freundeskreis und auch Personen darüber hinaus gegen einen Menschen wenden, schien wohl für die jungen Zuschauer nicht weit hergeholt zu sein.
In „Fake“ spielen Kurznachrichtendienste und Handy-Videos eine entscheidende Rolle. „Ich schreibe erst mal meine Freundin per WhatsApp an“, wenn sie einen Konflikt klären wolle, gab auch eine Schülerin zu. Erst wenn dort keine Reaktion käme, würde sie ihre Freundin persönlich ansprechen. Die Kommunikation über das Internet sei zunächst wichtiger als das Gespräch in der Schule, räumte ein anderes Mädchen ein. Doch: „Da kann einiges falsch rüberkommen. Da wird mehr runtergemacht, im Internet traut man sich viel mehr.“
Verteufeln, betonte Schauspieler Tim Engelmann, wolle man die neuen Kommunikationswege nicht. „Ich nutze das selber.“ Aber die jungen Nutzer sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie in der virtuellen Welt auch Verantwortung übernehmen müssten. An Schulen, an denen Schüler nach Mobbing-Attacken Selbstmord begangen hätten, würde der Schauspieler von den Lehrern oft hören: „Wir haben das gar nicht gewusst.“ Die Mitschüler, erzählte Engelmann, hätten es aber fast immer alle mitbekommen. Deshalb appellierte der Schauspieler an die Zivilcourage und forderte das junge Publikum dazu auf, bei Mobbing-Fällen den Vertrauenslehrer aufzusuchen, bevor die Geschehnisse aus dem Netz Realität werden.

Zlatan Alihodzic
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