26.03.2009 / Lokalausgabe
Anja Hasenjürgen
„Das wüsste ich aber” – so kommentiert Angelika Peters, Leiterin der Anne-Frank-Hauptschule, was gerade an einem Berliner Gymnasium passiert: Dort stimmen die Schüler ab, wann, bitteschön der Unterricht beginnen soll – und haben sich im Oberstufenbereich für 9 Uhr entschieden. Zumindest im Winter. Weil nicht nur der Bio- sondern auch der Lebensrhythmus der älteren Schüler aufgrund zahlreicher Hobbys ein anderer sei. Und weil in Ländern, in denen Ganztagsunterricht die Regel sei, dieser gemeinhin erst um 9 Uhr starte.
Unter Duisburger Schulleitern findet die Idee allerdings wenig Freunde. „Wir haben so viele Angebote, dann kämen die Schüler sehr spät nachmittags erst nach Hause, nach 16 Uhr”, begründet Angelika Peters. Vor allem die Mädchen mit Migrationshintergrund würden verstärkt darauf achten, früh heimzukommen. Allerdings habe man an der Schule das Thema durchaus diskutiert – eben „weil viele Schüler morgens so müde sind.”
Das kann auch Erhard Schoppengerd, Leiter der Globus-Gesamtschule bestätigen. In der ersten Stunde – die an der Globus-Schule um 8 Uhr beginnt – könne man recht gut unterrichten – möglicherweise „weil manche noch schlafen”, schmunzelt der passionierte Frühaufsteher. Allenfalls in der Winterzeit könnte ein späterer Unterrichtsbeginn Sinn machen. Dagegen spreche allerdings, dass die Schulen „am Tropf des öffentlichen Personennahverkehrs hängen”. Und der habe sich nun einmal auf acht Uhr eingependelt.
Die Schulen in Stadtmitte richten sich in Sachen Schulbeginn nach dem ÖPNV, bestätigt auch der Leiter des Steinbart-Gymnasiums, Peter-Michael Minnema. Vor allem Schüler aus entlegeneren Stadtteilen hätten sonst „Probleme, die Anschlüsse zu bekommen.” Am Steinbart gibt es sogar eine „nullte Stunde”, in der Schüler ab 7.20 Uhr freiwillige Angebote wahrnehmen könnten und täglich bis zu elf Stunden, um den Schülern möglichst viele Wahlmöglichkeiten zu lassen. Bei späterem Beginn zöge sich der Unterricht bis 19.30 Uhr. „Aber um 18 Uhr ist Deadline”, findet Minnema, „irgendwann ist auch der beste Schüler nicht mehr aufnahmefähig.”
Anders denkt Angela Heinemann, Sekretärin am Steinbart-Gymnasium und Mutter. „Eine gute Idee”, findet sie und begründet das mit dem Bio-Rhythmus, der sich bei Menschen zwischen 13 und 25 Jahren ändere: Sie kommen später in die Gänge, seien dann aber auch länger wach. „Ich sehe ja immer, wie verpennt die morgens sind.”
Gabriele Boden, Leiterin des Mercator-Gymnasiums, sieht das Leistungstief ihrer Schüler eher in der „siebten und achten Stunde”. Sie steht dem späteren Schulbeginn„eher ambivalent” gegenüber. „In der Oberstufe spricht einiges dafür, bei den Schülern der sechsten und siebten Klassen nicht.” Denn deren Unterricht zöge sich dann im Ernstfall bis 16 Uhr hin.
Völlig ausgeschlossen sei ein verzögerter Unterrichtsbeginn am Berufskolleg, meint der stellvertretende Leiter des Gertrud-Bäumer-Berufskollegs, Hans Reger. Weil aufgrund des Einzugsgebiets die Schüler von weither kommen, also auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, weil sich diese und die Schüler an den Schulbeginn um 8 Uhr gewöhnt hätten und weil man bei der Vielzahl der Angebote sonst im späten Abendbereich lande. Länger schlafen, später lernen? Die Duisburger Schulleiter sprechen sich klar dagegen aus, erst um 9 Uhr mit dem Unterricht zu beginnen.