Latein neu in Jgst. EF

Latein ist eine Sprache, die schon lange nicht mehr gesprochen wird; sie zu erlernen dient also nicht dazu, mit Menschen aus anderen Ländern sprechen zu können. Sie hilft vielmehr, andere Kulturen zu verstehen – und nicht nur andere, sondern vor allem auch unsere eigene! Latein ist nämlich die Sprache des antiken Roms, einer zeitlich weit entfernten Welt, die jedoch die Basis der gesamten westeuropäischen Kultur darstellt:

  • Aus dem Lateinischen sind die romanischen Sprachen Italienisch, Französisch, Spanisch, Rumä­nisch, Portugiesisch, Katalanisch und weitere kleinere hervorgegangen; Lateinkenntnis erleichtert das Erlernen dieser Sprachen beträchtlich.
  • Der Löwenanteil der Fremdwörter im Deutschen – und in allen anderen europäischen Sprachen, besonders auch im Englischen – stammt aus dem Lateinischen. Latein war bis ins 19. Jahrhundert hinein die Sprache der Wissenschaften, und das merkt man bis heute in allen Fächern der Universität deutlich.
  • Die antike Kultur (auch den großen Anteil, den die Griechen daran hatten, man lernt hauptsäch­lich über das Lateinische kennen) prägt unsere Welt bis heute, z.B. in den Bereichen Philosophie, Architektur, Mathematik, Kunst, Musik, Mythologie, Medizin, Jura, Sprachwissenschaften.

Im Fach Latein steht die Übersetzung im Vordergrund. Während später, wenn man genügend Sprachkenntnisse besitzt, Texte analysiert und interpretiert werden können wie in anderen literarischen Fächern auch, steht in den ersten Lateinjahren das Ziel im Vordergrund, einen lateinischen Text ins Deutsche zu übersetzen. Daher muss man zwei Sprachen in ihren For­men, Regeln und Zusammenhängen verstehen: das Lateinische und das Deutsche.

  • So bietet Latein die hervorragende Gelegenheit, auch die deutsche Grammatik besser zu verste­hen, sie zu durchschauen und zu reflektieren.
  • Viele Universitäten verlangen bei bestimmten Studiengängen (z.B. Sprach-/Geisteswissenschaften, Kunstgeschichte, Musikgeschichte, bei anderen Studiengängen zusätzlich, wenn eine Promotion ange­strebt wird; Medizin und Jura aber nicht) das so genannte Latinum, das man im 11er-Anfängerkurs erwerben kann, wenn man mit dem Abitur noch eine zusätzliche Prüfung ablegt. Das Latinum später an der Uni nachzuholen ist um vieles schwieriger.
  • Latein – oder auch eine andere neu einsetzende Fremdsprache – ab der Jgst. 11 zu erlernen hat noch ein weiteres Argument für sich: Alle beginnen hier bei Null, d.h. keiner bringt wie in manch anderem Fach Lücken aus der Mittelstufe mit. Alle haben den gleichen Ausgangspunkt, und wer in der Ober­stufe bereit ist, hart und kontinuierlich zu arbeiten, wird mit großer Wahrscheinlichkeit Erfolg haben in Latein – allerdings wirklich auch nur unter dieser Voraussetzung.

Latein in der Jgst. EF anzufangen ist also z.B. etwas für

  • Leute, die Sprache an sich interessant finden und Lust haben darüber nachzudenken, wie sie funktioniert
  • Leute, die ihr Deutsch verbessern oder genauer wissen wollen, was im Deutschen warum richtig oder falsch ist
  • Leute, die mehr wissen wollen über Cäsar, Augustus, Sokrates, Aristoteles, Archimedes, Homer, Cicero, Hannibal, Odysseus, Romulus und Remus, Venus, Jupiter, Karthago, Athen, Troja, die Etrusker, Circus Maximus, Colosseum, Ödipus, Antigone
  • Leute, die meinen, dass es gut ist zu wissen, was der Unterschied zwischen Konjunktion und        Präposition, zwischen kausal, konzessiv und konditional, zwischen Substantiv und Subjekt ist
  • Leute, die es interessiert, was Wörter wie “Effekt”, “Affekt”, “Infekt”, “Defizit”, “Perfektion”,        “difficult”, “difficile” eigentlich bedeuten, und was sie gemeinsam haben
  • Leute, die Fremdsprachen besser verstehen als sprechen
  • Leute, die bereit sind, regelmäßig für die Schule zu arbeiten

Latein in der Jgst. EF anzufangen ist nichts für

  • Leute, die vorhaben, ohne großen Aufwand “irgendwie” das Abitur zu erlangen