27. Januar 2025 + 27. Januar 1945

Am 27. Januar 1945 wird Ausschwitz-Birkenau, der Ort, an dem so viele Menschen zuvor ermordet worden waren, durch die rote Armee, Soldaten der früheren Sowjetunion, befreit. Die 80 Jahre, die seither vergangen sind, und mehr als 1000 km, die Duisburg von diesem Ort in Polen trennen, wirken nur auf den ersten Blick weit weg.

Allerdings ist das, was sich an diesem größten sogenannten „Konzentrationslager“ der deutschen NS-Zeit – also einem Ort, an den Menschen gezielt ihren Familien und Umgebungen entrissen, ihrer Habseligkeiten beraubt, ausgehungert, gefoltert und ermordet wurden – zutrug, nicht plötzlich irgendwie passiert, das Morden ist nicht vom Himmel gefallen: Das schleichende Gift von Ungleichbehandlung, Ausgrenzung, Unrecht war lange vorher in die Gesellschaft Deutschlands, in die Duisburger Stadtgesellschaft und ganz sicher auch in die unmittelbare Umgebung unserer Schule gesickert.

Dies konnte nur passieren, weil eine Mehrheit dazu schwieg, dass Grundrechte schrittweise aufgehoben wurden, Hass untereinander entstand.

Viele Jugendlich, so heißt es, wüssten heute nicht mehr viel über all das. Wenn ich mir ansehe, was wir Erwachsene ihnen momentan vorleben auf diesem Planeten, in unserem Land, in unserer Stadt, wundert mich das nicht: Verrohung von Sprache, das Ausspielen von Gruppen gegeneinander, Gleichgültigkeit.

Hoffnung macht mir, dass aus den Reihen auch unserer Schülerinnen und Schüler die richtigen Fragen kommen und immer wieder aktives Eintreten für das Recht aller – manchmal auch nur in vermeintlich kleinen Gesten, die zeigen, es ist keineswegs egal, wie wir miteinander umgehen.

Das fällt manchmal sehr leicht, viel häufiger jedoch ist es die schwerste Aufgabe, die es in unserem Menschsein überhaupt gibt.

Wie als Schulgemeinschaft müssen uns dieser Aufgabe stellen, wachsam bleiben und dafür eintreten, was wir als Menschen auf so grausame Art an Ausschwitz gelernt haben – jeden Tag, nicht nur an einem Gedenktag wie heute.

W. Harnischmacher,
Schulleiterin