Seit einem viertel Jahr ticken die Uhren am Mercator-Gymnasium anders. Mit Beginn des Schuljahres wurde ein neues Stundenraster eingeführt. Während traditionell nach 45 Minuten eine Schulstunde beendet ist und die Schüler in die Pause gehen, werden am Mercator-Gymnasium zwei Unterrichtsstunden zusammengefasst, so dass die Unterrichtseinheit erst nach 90 Minuten endet. Anschließend haben die Schülerinnen und Schüler eine längere Pause, um gestärkt in die nächste Doppelstunde zu gehen.
Die Vorteile dieses Doppelstundenmodells haben das Lehrerkollegium so überzeugt, dass es nahezu einstimmig dafür plädierte, diesen Versuch zu wagen und damit einen neuen pädagogischen Weg einzuschlagen. Für die Schüler bedeutet das, an einem Schulmorgen nur in drei oder vier Fächern unterrichtet zu werden. Das fördert den Überblick und trägt zu einer spürbaren Rhythmisierung des Unterrichtstages bei. Die Schüler können sich stärker auf das jeweilige Fach konzentrieren, der sonst übliche ständige Fachwechsel (schon bei den Kleinen bis zu sieben Fächer an einem Morgen) wird deutlich reduziert. Gleichzeitig haben sie die Möglichkeit, sich konkret auf die wenigen Fächer des Tages auch im Vorfeld einzustimmen. Die Hausaufgaben werden gebündelt. Ein weiterer Synergieeffekt sind leichtere Schultaschen, denn die Schüler müssen – regelmäßiges Umräumen vorausgesetzt – nur noch die Hälfte der schweren Bücher und Materialien in die Schule mitbringen. Dass dies ein gewichtiges Argument für die Neuorganisation des Unterrichtsmorgens ist, zeigen die vielen Klagen von Schülern und Eltern. Gerade die Jüngeren hatten bisher an ihren Taschen schwer zu schleppen.
Erste Erfahrungen mit dem neuen Modell zeigen, dass der Schulalltag deutlich ruhiger geworden ist – für Schüler und Lehrer. Ständige Raumwechsel, hektische Fünf-Minuten-Pausen, das Hetzen von einem zum nächsten Raum gehören der Vergangenheit an. Im Gebäude gibt es länger anhaltende, konzentrierte Lernphasen. Darüber hinaus fördert die zeitliche Verdopplung auch andere Unterrichtsformen. Der Frontalunterricht tritt hinter dem gemeinsamen, kooperativen Lernen zurück. Für die Erarbeitung inhaltlicher Fragestellungen auch im Sinne einer Vertiefung steht phasenweise mehr Zeit zur Verfügung. Das bedeutet natürlich nicht, dass die Unterrichtszeit insgesamt erhöht
wird: Die Stundenzahl ist dieselbe wie an allen anderen Schulen in NRW auch.
Gewöhnungsbedürftig ist zur Zeit noch der Wechsel zwischen geraden und ungeraden Wochen, denn z.B. dreistündige Grundkurse werden in der einen Woche einmal, in der anderen Woche zweimal zweistündig unterrichtet. Die Reaktionen von Schülern und Lehrern bisher zeigen aber, dass beide sich bereitwillig auf das neue System einlassen. Und wenn am Ende des Schuljahres die Betroffenen das System befürworten, wird es auch in den nächsten Jahren am Mercator-Gymnasium Doppelstunden geben.