09.11.2013 Als mir Mitte September die Einladung zum Ehemaligentreffen des Mercator-Gymnasiums in den Briefkasten flattert, ist nicht nur meine Neugier, sondern auch mein Jagdinstinkt geweckt. 25 Jahre liegt unser Abitur zurück und seitdem hat es nie ein Stufentreffen gegeben. Ich will möglichst viele meiner Mitschüler kontaktieren und über das Treffen informieren. Eine kniffelige Angelegenheit.
Internet macht es leichter
In Zeiten des Internet ist die Recherche nach alten Kollegen leichter als im Jahr 1988, als wir unser Abitur machten. Einige Namen sind schnell gefunden. Im Internet-Telefonbuch entdecke ich Martina, die in Berlin lebt. Ohne zu Zögern rufe ich an. Martina ist gleich neugierig auf ein Wiedersehen. Dass sie sich an mich nicht mehr erinnern kann und eigentlich keine Kontakte zu anderen Mitschülern hat, werde ich in den nächsten Tagen noch öfters hören. Aber immerhin hat sie noch ein paar E-Mail-Adressen und weiß, dass der Onkel eines Schülers, der nirgendwo zu finden ist, als Arzt in Duisburg praktiziert.
Nach einigen Freunden von damals brauche ich gar nicht suchen. Mit André unternehme ich jeden Monat eine Wanderung durch unbekannte Regionen Duisburgs, mit Frank spiele ich wöchentlich Badminton. Zudem trifft sich Frank mit anderen Mitschülern zum Doppelkopf, die er über das Treffen informiert. Leicht zu entdecken sind die Schüler, die es bis zum Doktortitel gebracht haben. Selahattin praktiziert als Arzt in Gelsenkirchen und hat, wie ich höre, sogar schon einen anderen Abiturkollegen operiert. Neslihan hat in Pharmazie promoviert und ist zudem im sozialen Netzwerk Xing angemeldet. Sie übernimmt die Aufgabe, alle Mitschüler, die dort Mitglied sind, anzuschreiben.
Sehr hilfreich sind alte Adressbücher der Stadt: Mit ihnen kann ich einige Geschwister und Eltern von verschollenen Mitschülern ausfindig machen. Zu Jasmin liefert die Suchmaschine keine Informationen, aber ihren Bruder entdecke ich im indischen Neu-Delhi.
Wenn ich bei meinen Abiturkollegen anrufe, fällt die Reaktion unterschiedlich aus. Manche sind eher wortkarg, mit anderen entspannen sich interessante Gespräche. Schockiert bin, ich als ich vom Tod zweier Mitschüler erfahre. Nichtsahnend rufe ich deren Eltern an und reiße alte Wunden auf. Auch die anderen Stufenkollegen sind betroffen, besonders wenn sie während unserer Schulzeit mit den Toten befreundet waren.
Einige Personen bleiben unauffindbar. Vielleicht haben sie auf andrem Weg vom Ehemaligentreff im Mercator-Gymnasium erfahren. Ich bin gespannt, welche Gesichter ich am 10. November erkennen werde.