Die Mercator-Mensa lebt – zwar unter falschem Namen und an gänzlich unvermutetem Orte – aber ja, sie lebt, wie es das uns nun zugespielte Fotomaterial belegt … und zwar in Italien!
Grund dafür scheinen Besonderheiten in der Abstimmung zwischen unterer und oberer Schulaufsicht zur letzten Jahrtausendwende gewesen zu sein: Mit Blick auf das bevorstehende 100jährige Schuljubiläum habe der damalige schulfachliche Dezernent, Werner Fuchs, ebenfalls Mercator-Schulleiter der Jahre 1994-1998, seiner Nachfolgerin im Amte, Gabriele Boden, sowie Vertreter*innen des Amts für schulische Bildung vorgeschlagen, “doch mal nett italienisch essen zu gehen”.
Der völlig arglos formulierten Einladung folgten umgehend Taten der Stadt: Vorläufer des heutigen Immobilienmanagements Duisburg gaben innerhalb kürzester Zeit einen imposanten Schulneubau in Auftrag – finanziert mit EU-Fördergeldern, die eine Europa-weite Ausschreibung erforderten und die die Verantwortlichen bei der Standortwahl auf den Sehnsuchtsort vieler genialer Architektur-Künstler aufmerksam werden ließen: bella Italia!
Wie der zeitgenössischen Dienstanweisung für Hausmeister zu entnehmen ist (in Punkt 1.4. etwa heißt es: “Gebäudeschluss am Mercator-Gymnasium: 13:10 Uhr; Abfahrt der Busse: 13:15 Uhr”), unternahm die Kommune danach rasch konkrete Schritte, um Mercator-Schüler*innen an Werktagen zur Mittagspause (ähnlich wie es heute noch zum Schwimmunterricht üblich ist) per Bus zu ihrer neugebauten Mensa zu transportieren.
Um insbesondere jüngeren Schüler*innen die Orientierung in ungewohnter Umgebung zu erleichtern, hätten bei der Gestaltung der Hinweisschilder die Farben des MSV Duisburg im Vordergrund gestanden.
Im klingenden Namen habe man sich zusätzlich an der deutschen – damals größter Beliebtheit erfreuenden – Kochsendung “Alfredissimo” orientiert (alfredissimo! Kochsendung mit Alfred Biolek, 1994–2007), um den Gedanken des Lebensweltbezugs in Schule zu tragen, wie es auf Anfrage am 01. April aus Stadtkreisen heißt.
Das ‘Mercatissimo‘ entwickelte sich schnell zum Geheimtipp und sorgte für einen sprunghaften Anstieg der Anmeldezahlen neuer “Fünftklässler*innen” (sog. “mercatissimi“) am Mercator-Gymnasium zu Beginn des Jahrtausends. Für den heutigen stellvertretenden Schulleiter, Dr. Raimund Hermes, (privat bekanntermaßen passionierter Koch und in der Auswahl seines Proviants für lange Schultage ausgewiesener Gourmet, vgl. die zahlreichen Aufnahmen seiner frühen Schaffensperiode in Dänemark https://www.youtube.com/watch?v=l7qrnxeCN1k) ist das alles keine große Überraschung: Seine Auslandsstudien identifizieren einen direkten Vorläufer des Mensa-Betriebs bereits im Mailand des 13. Jahrhunderts (Totius Libertatis Patrona); das ‘Mercatissimo‘ beeinflusste so ganz klar die Auswahl seines Dienstortes mit der 2001 erfolgreichen Bewerbung am Mercator-Gymnasium.
In den Folgejahren erschwerten allerdings zahlreiche Baustellen insbesondere auf der A40 und A59 die Aufrechterhaltung des Mensa-Betriebs im Pendelverkehr erheblich: Hinzu kamen Mehrkosten durch immer häufiger durch die beteiligten Transport-Busunternehmen verhängten Überladungzuschläge, die sich durch die Gewichtszunahme insbesondere des Kollegiums wegen der ausgezeichneten ‘dolci’ (süßen Nachspeisen) nahezu zwangsläufig ergaben. Die Stadt entschied sich schließlich dazu, die direkte Busverbindung zwischen Mensa und Mercator-Gymnasium zu kappen sowie die oben genannte “Dienstanweisung für Hausmeister” durch die Duisburger Mercator-Universität und ihres renommierten Fachbereichs zur Erforschung parapsychologischer Phänome gründlich überarbeiten zu lassen.
Während die “Dienstanweisung für Hausmeister” noch ihrer Überarbeitung und Veröffentlichung harrt und das “Mercatissimo” von einst ähnlich wie manch anderes berühmte Bauwerk auf italienischem Boden zunehmend verfällt, hat das Warten auf das Essen am Mercator-Gymnasium nach vielen Jahren nun endlich ein Ende, denn am kommenden Montag geht es los – à la carte: Speiseplan der Woche vom 04.bis 08. April 2022 und in liebevoller Erinnerung an die ursprüngliche Tradition im Ku-BUS der Schule.
Wir freuen uns auf Herrn Bittner, dessen Team von “Catering für Kids” Hand in Hand mit Frau Müller zusammenarbeitet, die mit ihrem Kioskangebot und freundlichen Wort uns bis zum Sommer ebenfalls erhalten bleibt!
Wir sehen uns beim Essen!
Weitere Schulnachrichten finden sich hier:
1. April 2021 – Mercator-Gymnasium überrascht mit aufsehenerregendem Fund
3 Kommentare
Herrlich erfrischender Text zu den kulinarischen Angeboten und Hintergründen am Mercator-Gymnasium! Mit gut gefülltem Bäuchlein lässt sich besser lernen. Allen großen und kleinen Mercatorianer*innen guten Appetit und viel Freude am Essen!
Danke für die Info über die Geschichte der Mensa und die Kochkünste von Herrn Hermes. Ich fand es sehr herzerfrischend und gut gelungen. Ich wünsche allen am Mercator alles Gute und bleibt gesund!
Die frühere Hausmeister-Familie Kamps wird sich über die (späte) Fortsetzung ihres jahrlangen Angebots im ehemaligen Fahrradschuppen sehr freuen. Ebenso der hier kommentierende ehemalige Schulleiter FWKN. Er wünscht allen, die Mercator-hungrig sind, ‘Guten Lernhunger!’
Bad Bergzabern, 1.4.22
Friedrich Wilhelm Krücken