06.06.2014
Die Schüler der drei Gymnasien können die präparierten Skibrillen, die einen Vollrausch vermitteln, künftig testen.
Foto: Große-Vollmer
Duisburg. Das Steinbart-, Mercator- und Landfermann-Gymnasium in Duisburg vertiefen die Kooperation. Frank Langer von der „Suchthilfe direkt Essen“ leitete eine Schulung für Beratungslehrer, die Methoden und Materialien zur Suchtprävention an die Hand bekommen.
Lehrer wanken mit präparierten Skibrillen durch den Chemieraum des Steinbart-Gymnasiums. Durch die Gläser sehen sie wie unter Alkoholeinfluss. Der Eindruck von 1,3 Promille wird vermittelt – ein Vollrausch. Bei der Methodenschulung für die Beratungslehrer zur Suchtprävention des Steinbart-, Mercator- und Landfermann-Gymnasiums geht es um Wege mit Schülern ins Gespräch zu kommen – über Alkohol und Drogen, aber auch Handy-, Internet- oder Magersucht. Den Schulleitern geht es um einen einheitlichen Kurs. Ein weiterer Schritt in der zehnjährigen Kooperation der Gymnasien.
Spielerischer Zugang
Frank Langer von der „Suchthilfe direkt Essen“ leitet die Schulung. Die Brillen sind eines von vielen Werkzeugen, um Jugendlichen die Begleiterscheinungen und Folgen von Suchtmitteln wie Alkohol zu veranschaulichen. Die Lehrer müssen mit den aufgesetzten Brillen unterschiedlich große Ringe auf einen Holzstab sammeln. Ohne Tastsinn ist das nahezu unmöglich. Entfernungen sind nicht mehr einzuschätzen und alles erscheint doppelt. „Stellen Sie sich vor, so würden Sie auf Ihr Fahrrad steigen“, sagt Langer. Später, wenn die Beratungslehrer mit den Schülern sprechen, können sie die verschiedenen Methoden und auch Materialien von der Suchthilfe nutzen. Verschiedene Wege sollen helfen Zugang zu den Schülern zu finden und Sachverhalte auch spielerisch darzustellen. Jeweils vier Lehrer der drei Gymnasien nehmen an dem Kurs teil. An ihren Schulen dienen sie dann als Beratungslehrer für Schüler und Eltern sowie als Multiplikatoren innerhalb der Pflegschaften.
„Drogen auf dem Schulhof sind momentan kein Thema“, sagt Ralf Buchthal, Schulleiter des Steinbart-Gymnasiums. Jedoch sind sich er und seine Kollegen bewusst, dass zum Beispiel der Konsum von Cannabis bei den Jugendlichen abseits der Schule verbreitet ist. Das Problem ist schulübergreifend. „Eigentlich haben wir eine identische Schülerschaft“, so Buchthal. „Alle sind untereinander in Kontakt.“ Im Innenstadtbereich soll daher der Schulterschluss erfolgen: „Wir versuchen eine erzieherische Linie zu fahren“, erklärt Gabriele Boden, Direktorin des Mercator-Gymnasiums die Kooperation. „Wenn ein Schüler an einer Schule Probleme bekommt, soll er wissen, dass es bei den anderen Schulen die gleichen Regeln gibt.“
Die gemeinsame Suchtprävention steht auf drei Säulen. Detlev Kleinschnellenkamp, der stellvertretende Schulleiter des Landfermann-Gymnasiums, erläutert: „Neben Sachinformation in den einzelnen Fächern und dem Angebot der Beratungslehrer, geht es vor allem um Persönlichkeitsstärkung.“ Nein zu übermäßig viel Alkohol oder Drogen in der Gruppe sagen zu können, ist wichtig. Dann ist der Weg nach Hause auf dem Rad auch kein Problem.
Daniel Kamphaus
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