Im Westen, 17.06.2010, Anne Wiegel
Duisburg. Schule macht Zeitung: Das Duisburger Mercator-Gymnasium gewinnt mit dem Schüler-Blatt „hackbrett“ beim Rheinischen Schülerzeitungs-Wettbewerb.
Foto: Matthias Graben
Sie machen ein ausgezeichnetes Blatt, eine vielfältige Zeitung mit Niveau, glänzender Verpackung und packendem Inhalt. Ein Produkt, das sogar Profis staunen lässt – die Jury des Rheinischen Schülerzeitungs-Wettbewerbs etwa. Die kürte die Zeitung jetzt zum Blatt der Blätter: Macht 2000 Euro Preisgeld und viel Anerkennung für die „hackbrett“-Redaktion des Duisburger Mercator-Gymnasiums.
Doch sich auf wohlverdienten Lorbeeren ausruhen, ist ihre Sache nicht. Das Jubiläum ruft: 20 Jahre „hackbrett“ – eine Erfolgsgeschichte in DIN A4. Außerdem ist nach dem Druck vor dem Druck. Also viel Druck bis zum Redaktionsschluss nach den Sommerferien. Der Gong läutet zur siebten Stunde: Konferenz im schuleigenen Redaktionsbüro. Sechs Journalistinnen ins spe scharen sich um Lehrer
Redaktion, Vertrieb, Anzeigenmarketing: Beim „hackbrett“ machen alle alles. Auch Ressorts gibt es nicht, doch jeder hat so seine Vorlieben.
Gestatten: die Redaktion!
Da ist Verena Runge (15), die „Kritikertante“, die in jeder Suppe zielsicher das Haar findet. Paula Marie Alt (13) dagegen tippt wie ein Weltmeister: Sie übernimmt meist die sportlichen Zeilen. Doch ist nicht jeder ein Chronist. Ana-Lena Duscha (12) etwa macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt. Sie erfindet gern Geschichten, nutzt ihre Fantasie. Und Chefredakteur Falk Pathe (17), der gibt gern seinen Senf dazu: Schülersicht aufs Zeitgeschehen.
Geht nicht, gibt’s nicht. Gedruckt wird, was bewegt – die Redakteure, die Schule, mitunter gar die Welt. So bestimmt Vielfalt das Blatt: Der schulinterne Aufreger Silentium-Raum ist Thema, der ewig verspätete Schulbus ebenso; nicht zu vergessen die Wahl des Lieblingslehrers. Der Star-Pädagoge lässt den Ärger mit der Schulpolitik dann auch fast vergessen, doch die sei nun einmal mangelhaft: „Schlecht, schlechter, Bildungssystem“ schimpft Leyla Yücel (15). Doch auch der Amoklauf von Winnenden schockierte, bewegte wie der Tod von Torwart Robert Enke die Redaktion.
Der eigene Name in 500-facher Auflage
Dass sie hier ein Forum haben, ist den Schülern wichtig. Der eigene Text, der eigene Name in 500-facher Auflage: „Das ist schon was“, meint Verena. „Die Zeitung kann ich auch in zehn Jahren noch durchblättern.“ Es sind altmodische Jung-Redakteure beim „hackbrett“, vehemente Verfechter des gedruckten Wortes. Hier wird Zeitung gemacht, das Internet kann warten – zu wenig Zeit bei klaren Prioritäten: „So ist das ,Hackbrett’ was Dauerhaftes“, sagt Verena und lässt den Blick gen Redaktionsschrank schweifen, wo Ausgabe um Ausgabe lagert: Schulgeschichten aus 20 Jahren.
Dennoch: Auch die „Hackbrett“-Redaktion kämpft mit der Konkurrenz aus dem Netz. Ein Euro kostet das Blatt, doch es fehlen die Leser. Nie ist die Ausgabe vergriffen, stets bleibt das Schülerinteresse gering. „Da helfen auch Auszeichnungen wenig“, meint Lehrer Janssen – und freut sich trotzdem: über den Preis und auf das nächste Heft. Das soll schließlich wieder ausgezeichnet werden: 54 Seiten voller bunter Geschichten in schwarz-weißen Lettern.