Duisburg, 30.06.2009, Annette Kalscheur
Sechs Wochen Sommerferien, da ist der Neidfaktor unter den Nicht-Lehrern erheblich. Dabei reduziert sich die echte Ferienzeit bei genauerem Hinsehen auch bei Lehrern beträchtlich.
„Um halb elf ist die Schule schlagartig leer und mein Schreibtisch voll”, schildert Dr. Hartmut Pietsch, Leiter der Gesamtschule Meiderich, den typischen letzten Schultag vor den Ferien.
Bis einschließlich Freitag werde er den Berg abarbeiten, bevor er in die Ferien geht. „Dank” der Technik kann Pietsch regelmäßig von zuhause die Schul-Emails checken. Wegen des Personalmangels laufen auch in den Ferien Ausschreibungsverfahren, Bewerber müssen zu Gesprächen geladen werden. Wenn Eltern Einspruch gegen Zeugnisnoten erheben, kann das auch nicht bis nach den Ferien warten. In der Woche vor Schulbeginn sind dann alle Abteilungsleiter in Meiderich am Start. Der Stundenplan muss aktualisiert werden. Gibt es neue Kollegen, wird der Unterricht neu verteilt, hat sich jemand im Urlaub verletzt statt erholt, wird wieder neu gepuzzelt. Fachkonferenzen stehen außerdem an.
Ähnlich beschäftigt ist Gabriele Boden, Leiterin des Mercator-Gymnasiums. Bis Freitag arbeiten alle Funktionsträger ihrer Schule durch. Drei Wochen Ferien gönnt sie sich, dann geht die Arbeit am heimischen Schreibtisch wieder los, die Post aus der Schule wird beackert, vieles muss mit der Bezirksregierung geregelt werden. Skeptisch ist sie, dass ihre zwei vakanten Stellen für Mathe, Physik, Chemie in den nächsten Wochen besetzt werden, „der Markt ist einfach leer”. Auch am Mercator-Gymnasium ist die letzte Woche der Ferien komplett den Verwaltungsaufgaben vorbehalten. Vielseitigkeit ist hier Trumpf: „Wir müssen auch die Fachräume aufräumen, inklusive Staub wischen”, erzählt Boden, die Zeit der Putzkolonne sei für derartige Aufgaben zu knapp bemessen. Und die Überstunden des Jahres werden so auch nicht weniger.