Duisburg. Turbo-Abi, ja oder nein? Ob ein Abitur nach nur acht Jahren Gymnasialzeit (G8) statt neun Jahren (G9) sinnvoll ist oder ob die Schüler damit unnötig unter Druck gesetzt werden, ist nach wie vor ein strittiges Thema. Einige Duisburger Gymnasien beziehen auf RP-Anfrage Stellung zu der laufenden Kontroverse.
Von Madita Krügler
Gabriele Boden, seit 15 Jahren Leiterin des städtischen Mercator-Gymnasiums, ist dem G8 gegenüber positiv eingestellt: “Nach acht Jahren sind unsere Schüler genauso vorbereitet wie nach neun Jahren.” Die Kontroverse um das Turbo-Abitur sei vielmehr ein politisches Konfliktthema als eines, das in den Schulen zum Tragen komme. “Die schulischen Krisen entstehen nicht durch G8, sondern durch die Pubertät”, fügt Boden scherzhaft hinzu. Lediglich in der Einführungsphase in die Oberstufe könne es tatsächlich zu Schwierigkeiten kommen, so die Schulleiterin. War es doch bislang so gewesen, dass Zehntklässler der Sekundarstufe I angehörten, ist man in der zehnten Klasse nun dank G8 schon Teil der gymnasialen Oberstufe. “Das bedeutet, dass die Schüler ein Jahr früher ein eigenes Verantwortungsbewusstsein entwickeln müssen”, erklärt Boden. “Der Halt im Klassenverband fällt dann weg. Jeder hat seinen individuellen Stundenplan und muss sich die Zeit zum Arbeiten und Lernen eigenverantwortlich einteilen.” Mit intensiven Kontrollsystemen, beispielsweise bei auffällig häufigen Fehlzeiten, soll dem entgegengekommen werden. Bei der zwischenzeitlichen Evaluation der Umstellung auf G8 sei man sich in der Schulpflegschaft einig gewesen: Der verkürzte Bildungsgang soll beibehalten werden. “Eine Rückkehr zum G9-System ist an unserer Schule gar kein Thema”, sagt auch Dr. Sabine Kretschmann-Dulisch, stellvertretende Schulleiterin des St.-Hildegardis-Gymnasiums. Mit Methodentraining wie “Lernen lernen” würden die Schüler hier schon ab der fünften Klasse auf selbstständiges Arbeiten und Zeiteinteilung vorbereitet. “Letztendlich gibt es zwischen G8 und G9 in Bezug auf die schulische Leistung überhaupt keinen Unterschied”, so Kretschmann-Dulisch. Aktuell lasse sich das eindeutig an dem doppelten Abiturjahrgang im vergangenen Jahr erkennen: Obwohl manche Abiturienten acht und andere neun Jahre Gymnasialzeit hatten, zeigten die Ergebnisse des Zentralabiturs 2013 keine statistisch relevanten Leistungsunterschiede der beiden Jahrgänge. “Der Prozess der Umstellung war schmerzhaft, das muss man ehrlich sagen”, sagt Ralf Buchthal, Schulleiter des Steinbart-Gymnasiums im Dellviertel. Bücher seien nicht vorrätig gewesen, man habe die Lehrpläne auf die verkürzte Schulzeit anpassen und das Raster der Unterrichtseinheiten von 45 auf 70 Minuten umstellen müssen. “Und natürlich sind die Schüler jünger, wenn sie in die Oberstufe kommen – da fehlt also ein gewisser Reifegrad, der für die Oberstufe nötig ist”, gibt Buchthal zu bedenken. Trotz der anfänglichen Hürden sei aber auch hier das Endergebnis der G8- und G9-Jahrgänge im Abitur gleich erfolgreich.