27.02.2015
Viele Jugendliche drängt es heutzutage in die große weite Welt. Das Fremde, eine andere Sprache, eine unbekannte Kultur lockte auch Lotte Heitmann. Die 15-Jährige besuchte vier Monate lang eine amerikanische High-School in Buffalo im Bundesstaat New York. Diesen Traum ermöglichte ihr die Auslandsgesellschaft NRW. „Mein Opa zeigte mir damals das Buffalo-Programm der Auslandsgesellschaft, und ich wusste schon immer, dass ich einmal ins englischsprachige Ausland gehen will.“
Gesagt, getan. Da Lotte die Voraussetzung der Auslandsgesellschaft erfüllte – sie hatte das neunte Schuljahr bereits erfolgreich abgeschlossen, verfügte über gute Englischkenntnisse und ihre Noten in den Hauptfächern waren besser als der geforderte Durchschnitt von 2,5 – stand ihrem Wunsch nichts mehr im Wege. Und dank der finanziellen Unterstützung ihrer Eltern, konnte sie sich für das Programm anmelden. Entgegen dem Trend nutzte Lotte als einzige Schülerin des Mercator-Gymnasiums, die Möglichkeit ins Ausland zu gehen. „An unserer Schule ist die Nachfrage da eher gering.“ Die anderen 13 Teilnehmer kamen alle aus Dortmund. „Als erstes fuhren wir gemeinsam nach Frankfurt, da beantragten wir das Visum. “
Alle 14 bekamen das Visum bewilligt und am 20. August letzten Jahres ging es dann los über den großen Teich. Der erste Stop war New York. Eine Woche lang erlebten die Schüler den „Big Apple“. Sie besichtigten: Brooklyn Bridge, Empire State Building, Freiheitsstatue, Wall Street & Co. „Das war schon überwältigend. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. New York ist was ganz anderes im Vergleich zu Buffalo“, lacht Lotte.
Da ging es dann als nächstes hin. Neun Stunden Busfahrt von der Acht-Millionen-Metropole in die Kleinstadt Buffalo (rund 260.000 Einwohner). Ein wenig aufgeregt fieberte Lotte dem Treffen mit ihrer Gastfamilie entgegen.
Aber sie hatte sehr viel Glück: „Die Eltern waren sehr lieb und auch mit den beiden Töchtern habe ich mich super verstanden. Wir skypen heute noch.“
Das Schulleben in Buffalo
In Buffalo angekommen war die Freizeit aber erst einmal vorbei. Die Gruppe wurde auf ein Internat und drei Schulen in der Stadt aufgeteilt, so dass sie am täglichen Schulunterricht teilnehmen konnten. Lotte besuchte die Mount Saint Mary Academy, eine katholische Mädchenschule. „Das war schon eine Umgewöhnung und auch das Tragen einer Schuluniform war ungewohnt.“ Täglicher Unterricht, viele Hausaufgaben und Klausuren. Ein straffes Pensum. Aber mit dem Lernniveau kam Lotte gut zurecht, und die Lehrer nahmen am Anfang auch Rücksicht mit der Sprache. Ihr Abschlusszeugnis war im Durchschnitt sogar besser, als das vieler ihrer amerikanischen Mitschüler.
Gemeinsam mit zwei Deutschen besuchte sie die Kurse und war oft als einzige Austauschschülerin im Unterricht. „Für die Integration war es besser allein zu sein, sonst wurde man direkt als Gruppe abgestempelt.“ Während der vier Monate hat die 15-Jährige ihr Englisch um einiges verbessert. „Ich verstehe jetzt alles. Zumindest das amerikanische Englisch, die Briten sprechen ja vieles ganz anders aus.“ Außerdem lernte Lotte in Sachen Technik im Schulunterricht viel Neues kennen: Die Nutzung von Ipads und Google Classroom in Kursen kannte sie bisher noch nicht. „Das ermöglichte den Lehrern das leichtere Verteilen und Überprüfen von schriftlichen Aufgaben“, erklärt sie, „es hatte schon seine Vorteile.“
Ausflüge nach Kanada
Ganz anders als in Duisburg war für Lotte der Schulweg. Statt mit dem Rad, ging es mit dem Auto zur Schule, denn öffentliche Verkehrsmittel sind rar in Buffalo. Und das dauerte dann 30 Minuten. „Glücklicherweise hatte meine Gastschwester einen Führerschein und musste zur selben Schule.“
Neben der Pflicht, gab es auch Urlaubstage. Die einen verbrachte Lotte bei Temperaturen um die minus 20 Grad. Die anderen, während des Spätsommers. „Die Niagara Fälle sind wunderschön. Dort sind wir gleich mehrmals hingefahren.“ Da ihre Gasteltern gebürtige Kanadier sind und dort ein Ferienhaus besitzen, reiste die Duisburgerin öfters mit ihnen nach Kanada. „Heimweh hatte Lotte nie, doch als sie kurz vor Weihnachten wieder nach Hause kam, freute sie sich auf ihre Familie.
Ihre Lust noch einmal ins Ausland zu gehen ist nun noch größer. Bereits in zwei Wochen fliegt sie nach Russland. Diesen Austausch hat die Mercatorschule organisiert. „Wenn ich mein Abi habe, möchte ich wieder ins Ausland, in welcher Form, weiß ich noch nicht.“
Eva Adler