04.12.2013 | 12:00 Uhr
Duisburg. Das Gemecker über ein Abitur nach acht Jahren ist groß, manche fordern die Rückkehr zum Abi nach neun Jahren. In Duisburg ist man sich indes einig unter Lehrern, Eltern, Schülern: es hat sich zurechtgeruckelt und kann bleiben.
Nach dem Ziehen und Zerren um die G8-Reform an Nordrhein-Westfalens Gymnasien, ist sie an Duisburgs Schulen mittlerweile gut angekommen. Die ersten Abiturienten mit einer verkürzten Schulzeit von 13 auf zwölf Schuljahren legten in Duisburg schon 2012 im Rahmen eines Pilotprojekts am Mercator- und Landfermann-Gymnasium ihr „Turbo-Abi“ ab.
An den 13 übrigen Gymnasien gab es in diesem Jahr die ersten Absolventen. „Unsere G8-Schüler haben besser abgeschnitten, als unter G9“, freut sich Christof Haering, Schulleiter am Landfermann-Gymnasium . Auch Karl-Heinz Weber, Schulleiter des Albert-Einstein-Gymnasiums bestätigt dies: „Deutlich weniger Schüler scheitern als unter G9“, sagt er.
Die Anfangsschwierigkeiten der Schulzeitverkürzung haben jedoch alle Gymnasien zu spüren bekommen. „Ich selber bin früher dagegen gewesen“, meint Haering. Er findet das Abitur in neun Jahren entspannter. Mittlerweile hätten sich die Lehrer und Schüler jedoch arrangiert. „Die Kinderkrankheiten sind ausgemerzt, jetzt läuft es innerschulisch rund“, bestätigt Gabriele Boden, die Schulleiterin vom Mercator -Gymnasium. Für ihre Schule sei klar: „Wir drehen das Rad nicht zurück“.
Eine Rückkehr zu einer längeren Schulzeit ist für die Direktorin nach der komplizierten Umstellung ausgeschlossen. An ihrer Schule teile auch die Elternschaft die Meinung, dass sie nicht zu G8 zurück wolle.
Ärger über negative Schlagzeilen
Das sehen auch die Schulpflegschaften anderer Gymnasien ähnlich. „Ich rege mich über die negativen Schlagzeilen zu G8 auf“, sagt Elternvertreterin Natalia Bücker-Schmidt vom Landfermann-Gymnasium. In der Schulpflegschaftssitzung hätten die Eltern vor einem Jahr diskutiert, ob sie wieder zu G9 zurück wollten. „Von 90 Eltern war nur einer dabei, der gerne wieder G9 gemacht hätte“, sagt sie. Die Bücher und Lehrpläne seien umgestellt und es wäre ein „Kuddel-Muddel“, es jetzt wieder rückgängig zu machen, findet sie. Außerdem gäbe es ja eine Alternative für Eltern und Schüler, die das Turbo-Abi nicht machen wollten und zwar an den Gesamtschulen.
Natürlich führten die höheren Stundenzahlen und der größere Leistungsdruck auch zu Problemen. „Vereine und Musikschulen sind in Sorge an uns herangetreten“, meint Ralf Buchthal, Schulleiter des Steinbart-Gymnasiums. Die Schüler hätten nun nicht mehr so viel Zeit für ihre Freizeitgestaltung und Hobbys.
Auch der stellvertretende Schülersprecher vom Landfermann-Gymnasium, Niklas Wiskandt (17), nennt negative Aspekte: „Die Vorschriften ändern sich ständig und es ist viel stressiger als vorher“, sagt der Zwölftklässler. Trotz der überhasteten Umsetzung und der „Planung ins Blaue hinein“ sei seiner Meinung nach die Idee hinter G8 eine gute Sache. Es werde außerdem von Jahr zu Jahr besser. „Wenn es zurückgenommen wird, geht das ganze Chaos in die andere Richtung los“, sagt er und teilt damit die Meinung an Duisburger Gymnasien.
Verena Barton-Andrews
Eine Bilanz des Turbo-Abis in Duisburg | WAZ.de – Lesen Sie mehr auf:
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