1. April 2020. Das Mercator-Gymnasium nutzt die derzeitige landesweit geltende Schulschließung, um ganz neue Elemente im Schulalltag zu verankern: Im Schnellverfahren entschied der Eilausschuss der Schulkonferenz in den frühen Morgenstunden des heutigen 1. Aprils, ab dem kommenden Schuljahr den klassischen Schulgong durch Musikstücke zu ersetzen. Begleitet wird der Schulversuch durch Experten der Ruhr-Universität Bochum; auch Landesmittel sind bereits beantragt.
Schulleiterin Dr. Wibke Harnischmacher dazu: „Wie alle unsere guten Ideen, so kommt auch diese aus dem Kollegium. Ich habe bereits zu Beginn des Jahrtausends im Referendariat am Mercator-Gymnasium erleben dürfen, wie nachhaltig sich die Stimmung im Lehrerzimmer veränderte, sobald das Radio der Kollegin Wullhorst Karnevalsmusik ertönen ließ.“ Der Auftakt der vergangenen Weihnachtsferien, der in Zusammenarbeit mit der SV ebenfalls durch Mariah Careys „All I want for Christmas“ musikalisch eingeleitet wurde, gab schließlich den entscheidenden Anstoß.
Unklar ist indes noch, welches Musikgenre sich hierbei als tragfähig herauskristallisiert. Die Schulleiterin erteilte ersten Gerüchten der Lokalpresse eine klare Absage: Sie betrachte den eigenen schottischen Dudelsack mehr als Waffe denn als Instrument, so verbiete sich hierbei jegliches Solospiel. Sie ermuntere allerdings ihren Stellvertreter, Dr. Raimund Hermes, nachdrücklich sich gesanglich einzubringen; das Konzept könne sie sich auch für seine organisatorischen Durchsagen vorstellen. Zuerst sei es jedoch wichtig, eine schulische Projektgruppe aus Schüler-Eltern- und Lehrerschaft zu gründen, die die Detailplanung maßgeblich koordiniert.
Die Fachschaft Musik, die hierbei bereits die Anforderungen des Zentralabiturs fest im Blick hat, plädiert für die erfrischende Kraft der 12-Ton-Musik, die (so geben es die der Red. bekannten Fachschaftsprotokolle preis) “wunderbar mit dem in der Schülerschaft nach wie vor beliebten Fortnite-Tanz kombiniert werden” könne. Musiklehrer Axel Herberhold warb in den vergangenen Monaten mit entsprechenden Demonstrationen in Lehrerzimmer und Tee-Küche. Auch eigene musikalische Beiträge der beliebten Schüler-Band „BÄND“ sind denkbar.
Maßgeblich ist hier wie immer der Aspekt der individuellen Förderung, den das Schulgesetz vorgibt. Sollte sich das Konzept etablieren, so verspricht sich die Talentschule eine Sogwirkung für die umliegenden Schulen und den Stadtteil.
Einstweilen verlässt sich die Schule bei der Testphase ab dem 1. April auf einen Klassiker: Das Stück „4′33″ (Four minutes, thirty-three seconds)“ des Avantgarde-Komponisten John Cage. Liebhaber des klassischen Mercator-Schulgongs dürften derweil aufatmen: Durch den unlängst entstandenen Q2-Motivationsfilm der Schule ist dieser für die Ewigkeit konserviert und im Netz abrufbar: Die Sendung mit dem Gerdy – nur für unsere Q2!